Lacken und Farben
Obwohl sich inzwischen überall herumgesprochen hat, dass man gesundheitsschädliche Lösungsmittel durch Wasser ersetzen kann und trotzdem robuste und auch glänzende Anstriche erhält, gibt es immer noch eine unendliche Zahl von Lacken mit gesundheitlich äußerst problematischen Bestandteilen.

Ebenso wie es gelungen ist, durch die Anleitung zum Selbermachen von Kosmetika die Industrie zu zwingen, die Zutaten zu ihren Produkten auf der Packung auszuweisen, ist es unser Ziel, dies auch bei Farben und Lacken durchzusetzen. Das Bundesumweltamt prüft zur Zeit nur Produkte, die mit einem Blauen Engel ausgezeichnet werden möchten.

Moderne Lacke sind äußerst komplizierte Gemische aus Substanzen, die die Industrie in der Regel geheim hält. Meist enthalten sie aber mehrere Bindemittel, Lösungsmittel, Pigmente für die Farbe und Füllstoffe, zu denen noch Weichmacher, Benetzungsmittel, Verlaufsmittel, Lösungsvermittler, Hautverhinderungsmittel und Konser-vierungsstoffe hinzukommen können.

Es gibt folgende Grundarten von Lacken:
■ Naturharzlacke;
■ Kunstharzlacke;
■ Wasserverdünnbare Lacke.

Naturharzlacke: Die Hersteller so genannter Naturfarben verwenden Lösungs- und Bindemittel, die früher sehr üblich waren. Es sind bestimmte Harze, aber auch der Schellack, der aus der Ausscheidung einer tropischen Schildlaus gewonnen wird. Echte Polituren auf alten Möbeln sind heute noch Schellackpolituren. Diese Harze sind zum Teil sehr hart und müssen in einem Lösungsmittel aufgelöst werden. Die wichtigsten sind Terpentinöl und Citrusterpene. Beim Terpentinöl handelt es sich nicht um den Terpentinersatz, der ein giftiges organisches Lösungsmittel ist, sondern um das echte Terpentinöl, das ein ätherisches Öl ist. Es wird aus dem Harz von Fichten, Tannen, Lärchen und Kiefern gewonnen. Allerdings kann auch dieses Terpentinöl zu der früher gefürchteten Malerkrätze führen. Wer also in Innenräumen viel mit diesen Lacken arbeitet, sollte immer für gute Lüftung sorgen.

Das zweite Lösungsmittel, Citrusterpene, wird aus dem Öl der Schalen von Citrusfrüchten gewonnen. Auch bei deren Einsatz sollte man immer gut lüften! Naturharzfarben enthalten trocknende Öle, zu denen das seit Jahrtausenden bewährte Leinöl gehört. Dieses Öl ist ein äußerst wertvolles Nahrungsmittel, wird aber durch seinen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren leicht ranzig. Es oxidiert mit dem Sauerstoff der Luft, was bei der Verwendung in Farben ein sehr erwünschter Effekt ist, weil es dabei trocknet. Das dauert bei einem Leinöl allerdings rund vier Tage. Um diese Zeit auf 8 – 16 Stunden zu verkürzen, versetzt man das Leinöl mit dem Trocknungsmittel Sikkativ und erhält dadurch den berühmten Leinölfirnis, mit dem die Maler ihre Ölbilder versiegeln. Manche Lösungsmittel wurde ebenso in der Goldschmiede und Schmuckherstellung angewendet, hier noch einige Bilder davon

Kunstharzlacke: Lösungsmittelreiche Kunstharzlacke werden auch Alkydharzlacke genannt. Sie sind im Heimwerkerbereich äußerst beliebt. Damit sie eine durchgängig glatte Oberfläche ausbilden, werden außer verschiedenen Bindemitteln viele Lösungsmittel eingesetzt. Diese Lacke können über 40 % Lösungsmittel enthalten. In einer uns vorliegenden Untersuchung des Umweltbundesamtes an der Universität Gießen wurden bis zu zwölf unterschiedliche und leicht flüchtige Kohlenwasserstoffe gefunden (Toluol, Ethylbenzol, Xylol, Propylbenzol). Einige dieser Stoffe stehen in Verdacht, Krebs erregend zu sein Die Lackindustrie bestreitet es zwar, in der Forschung ist man sich aber sicher, dass bei dauerhafter Einwirkung solcher Lösungsmittel schwere Hirnschädigungen eintreten können. Wir raten deshalb von solchen Lacken ab.
Wasserverdünnbare Lacke: Der Name darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Lacke nicht ganz lösungsmittelfrei sind. Sie enthalten maximal 10% davon, auch wenn sie mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind.

Diese Lacke bestehen aus einer wasserverdünnbaren Kunststoffdispersion, wobei der Kunststoff in Form kleiner Kügelchen im Wasser-Lösungs- mittel-Gemisch schwimmt. Beim Trocknen rücken diese Kügelchen zusammen, und es entsteht ein durchgängiger Film. Der Wasseranteil dieser Mischung verdunstet relativ schnell; der geringe Lösungsmittelanteil kann allerdings bis zu 48 Stunden brauchen, bis er komplett ausgegast ist. Die wasserverdünnbaren Lacke sind aus einem weiteren Grund nicht ganz unproblematisch: Die Grundbausteine der Kunststoff-Bindemittel stammen von so genannten Monomeren. Diese können beim Ausdunsten die Atemwege reizen. Hinzu kommt, dass diese Lacke konserviert werden müssen, weil sie wegen des geringen Lösungsmittelanteils vor dem Trocknen von Bakterien oder Pilzen befallen werden könnten. Diese Mittel, deren gesundheitliche Auswirkungen noch nicht ganz bekannt sind, müssen wegen ihrer geringen Lösungsmittelkonzentration nicht gekennzeichnet sein; das halten wir für problematisch.

Bilder im Textartikel aus der Webseite 2trauringe-gold.de